"Eichendorffs Gedichte gehören zu den bekanntesten Werken der deutschen Romantik; doch hat man sie darum nicht besser verstanden. Lange Zeit wurden sie als harmlose Wanderburschenlieder, als oberflächliche Natur- und Stimmungsbilder verkannt. Inzwischen aber weiß man, daß den immer wiederkehrenden Bildern von Wald und Heimat eine tiefere Bedeutung zukommt, daß sich hinter den formelhaften Wendungen dieser Lyrik komplexe Symbole verbergen: »Die Erfahrung des modernen Elements in Eichendorff, das heute wohl erst offen liegt, führt am ehesten ins Zentrum des dichterischen Gehalts. Es ist wahrhaft antikonservativ: Absage ans Herrschaftliche, an die Herrschaft zumal des eigenen Ichs über die Seele.« (Theodor W. Adorno)Dies macht Eichendorffs Gedichte, die zum unvergänglichen Bestand der deutschen Literatur, ja der Weltliteratur gehören, bis heute aktuell. Die Ausgabe bietet die gesamte Lyrik des Dichters, zeitlich geordnet und in der ursprünglichen Form der Erstdrucke, dazu in allen späteren Fassungen. Sie bezieht auch die Schülergedichte aus Breslau, die Übertragungen aus dem Spanischen, die Versepen und die gemeinsam mit dem Bruder Wilhelm verfaßten Gedichte mit ein. Die Texte dieses Bandes folgen der Edition des Deutschen Klassiker Verlags."
Über den Autor Joseph von Eichendorff
Joseph von Eichendorff (10.3.1788 Schloss Lubowitz bei Ratibor, Oberschlesien - 26.11.1857 Neiße, Schlesien) stammte aus einer katholischen Adelsfamilie. Nach einem Jurastudium in Halle, Heidelberg und Wien arbeitete er für den preußischen Staatsdienst. Eichendorff gehört zu den bedeutendsten Dichtern der Spätromantik. Neben seiner Lyrik, für die insbesondere 'Des Knaben Wunderhorn' steht, erlangte Eichendorffs Prosadichtung Ruhm, allen voran die Novelle 'Aus dem Leben eines Taugenichts', die 1826 erstmals veröffentlicht wurde.