Alles Leben ist Mühe und verlangt Energie. Es beginnt schon mit der Nahrungsbeschaffung für den Stoffwechsel. Anders als Tiere konnte der Mensch seine Schwächen (z. B. sein unzureichendes Haarkleid) überwinden, indem er die körpereigene Verbrennung auch außerhalb seines Körpers zu handhaben wagte. Mit Hilfe der molekularen Bindungsenergie (Feuer) hat sich der Mensch im Laufe seiner Geschichte eine eigene Umwelt, seine Zivilisation geschaffen, die es ihm erlaubt, wohlbehalten zu leben. Seine Zivilisation errichtete der Mensch weitgehend zu Lasten der Umwelt. Er entnimmt ihr Rohstoffe und setzt Schadstoffe frei. Dabei stößt er nun an Grenzen der Belastbarkeit. Dank seiner geistigen Entwicklung und wissenschaftlich-technologischen Kenntnisse steht er nun vor der Alternative, sich entweder solchen Grenzen zu fügen und sich in eine frühere Existenzweise zurückzuentwickeln oder seine Lebensbedingungen zusammen mit denen seiner Umwelt evolutionär zu entwickeln. Letzteres gelingt nicht ohne ein deutliches Mehr an Energie. Dazu sind heute große Teile der Weltbevölkerung unterversorgt. Um dies zu beheben, ist ebenfalls mehr Energie zur Herstellung von Trinkwasser, Lebensmitteln, Industrieprodukten, Infrastruktur und Dienstleistungen erforderlich. Neben der wissenschaftlich technologischen Durchdringung des Naturgeschehens ist heute die Bereitstellung der benötigten Energie eine der wichtigsten Herausforderungen der Menschheit.
Über den Autor Helmut Böttiger
Helmut Böttiger, geboren 1956, ist einer der renommiertesten Literaturkritiker des Landes. Nach Studium und Promotion war er als Literaturredakteur u.a. bei der Frankfurter Rundschau tätig. Seit 2002 lebt er als freier Autor und Kritiker in Berlin und veröffentlichte u.a. »Nach den Utopien. Eine Geschichte der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur« (2004) und »Celan am Meer« (2006). Er war Kurator der Ausstellung »Doppelleben. Literarische Szenen aus Nachkriegsdeutschland« (2009) und Verfasser des Begleitbuchs. 1996 erhielt er den Ernst-Robert-Curtius-Förderpreis für Essayistik, 2012 den Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik. Für sein zuletzt veröffentlichtes Buch »Die Gruppe 47« wurde er mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2013 ausgezeichnet.