Nicht erst der zur Zeit boomende kulturwissenschaftliche Erinnerungsdiskurs hat den vergegenwärtigenden Charakter geschichtlicher Erinnerung «entdeckt», sondern schon lange vor ihm vergegenwärtigte das Judentum, und in seiner Folge zum Teil das Christentum, seine Heils- wie Unheilsgeschichte in jährlichen Festen, als Orientierung für das eigene Handeln im jeweiligen Heute. Die Beiträge dieses Bandes nehmen diese Traditionslinie auf und zeigen aus biblischer, historisch-biographischer, systematischer und (religions-)didaktischer Perspektive, dass der vergegenwärtigende Charakter von «Erinnerung» in seiner spezifisch jüdisch-christlichen Ausprägung wesentlich für eine am Menschen ausgerichtete, umfassende Kultur der Solidarität ist. Das dem Kirchengeschichtler und Religionspädagogen Joachim Maier gewidmete Buch greift mit der skizzierten Erinnerungstradition ein grundlegendes Anliegen des Jubilars auf, das nicht nur seine Hochschullehre bestimmte, sondern bis heute Kennzeichen seiner (vor allem regionalhistorisch ausgerichteten) Forschung ist.
Über den Autor Angelika (Hrsg.) Strotmann
Dr. Angelika Strotmann, Professorin em. für Neues Testament am Institut für Katholische Theologie der Universität Paderborn (bis 2022); Vorsitzende der deutschen Sektion der ESWTR; Forschungsschwerpunkte: ersttestamentlich-frühjüdische Kontexte des Neuen Testaments, Markusevangelium, 1 Thess, historischer Jesus, das Neue Testament in Genderperspektive